
Stadt ohne Papiere
Wie finden Menschen ohne Aufenthaltspapiere Wohnraum? Welche Bleibestrategien verfolgen sie, um diesen Wohnraum zu halten? Und durch welche legalen Grauzonen navigieren sie dabei? Diese und andere Fragen zur prekären Wohnsituation von Sans-Papiers, Migrant*innen ohne geregelten Aufenthaltsstatus, untersuchten Studierende im Frühlingssemester 2023 im Modul GEO 422 «Urban Geography: Research and Methods».
Undokumentierte Migrant*innen können häufig als «passive Forschungsobjekte» wenig Einfluss auf die inhaltliche Konzeption von Forschung nehmen. Doch die studentischen Forschungsgruppen im Modul Geo422 «Urban Geography: Research and Methods» konnten diese Fragen in enger Zusammenarbeit mit der Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich (SPAZ) und neun Sans-Papiers bearbeiten. Dafür wurden mit solidarischen Privatpersonen, Organisationen, Sans-Papiers und Rechtsexpert:innen Interviews durchgeführt: Wie prägt die rechtliche Lage den Wohnalltag von Sans-Papiers? Und wie erleben Sans-Papiers die Wohnungskrise in Zürich? Forschung zu diesen Fragen hat verdeutlicht, dass die Wohnungsthematik gravierende Rechtswidersprüche birgt: Sans-Papiers sind mit diskriminierenden Gesetzen konfrontiert und werden in ihrer Wohnpraxis in ihren Rechten beschnitten. Die andauernde Wohnungskrise verstärkt diese Marginalisierung.
Unterstützt wurde das kollaborative Projekt durch die Universitäre Lehrförderung (ULF). Einige der Ergebnisse zu den Wohnerfahrungen von Sans-Papiers und ihren erschwerten rechtlichen Bedingungen in der Schweiz erschienen im Stadtmagazin TSÜRI.
Mitten in der Wohnungskrise und doch unsichtbar: Sans-Papiers in Zürich
Tsüri, 20. Juli 2023
Von Joel Wunderle, Sarah Staubli, Christian Jung, Madleina Dreier
ZÜRI URBAN ist ein Lehrforschungsprojekt des Geographischen Instituts der Universität Zürich, das Konzepte des Forschenden Lernens mit Ansätzen kooperativer Forschung verbindet.