Stadt auf Zeit

· by Studierende des Mastermoduls GEO 422 Urban Geography: Research and Methods · in Master's and PhD students projects

Wohnen mit «Ablaufdatum» – inmitten der Wohnkrise ist dies für viele Menschen normal. In der Stadt und Region Zürich werden viele Häuser leergekündigt, um neue, teurere Wohnungen zu bauen. Viele Zürcher:innen wohnen nur noch in befristeten Verhältnissen. Was für junge oder mobile Menschen attraktiv sein mag, stellt viele Bewohnende zunehmend vor existenzielle Probleme. Was kostet es eine Gesellschaft, wenn befristetes Wohnen normal wird? Im Sommersemester 2024 untersuchte dies eine Gruppe von Master-Studierenden des Geographischen Instituts in Zusammenarbeit mit dem Verein Urban Equipe.

Mit der Wohnungskündigung im Briefkasten kommen auf Mietende grosse Herausforderungen zu. Eine neue bezahlbare Wohnung zu finden oder sich für seine Rechte einzusetzen ist schwierig, teuer und zeitraubend. Zeit, Geld und andere Ressourcen müssen aufgewendet werden, die in anderen Bereichen fehlen. Häufig betreffen diese Mehrfachbelastungen Mietende, die bereits benachteiligt sind. In drei Teilprojekten beleuchteten wir die Rolle der kommerziellen Zwischennutzungsfirmen, den Zusammen­hang von temporären Wohnbedingungen und der Prekarisierung von Sorgearbeit sowie die Möglichkeiten, sich gegen die Kündigung zu wehren.

Kommerzielle Zwischennutzungsfirmen verstärken die Wohnkrise

Kommerzielle Zwischennutzungsfirmen verlangen meistens zu hohe Mieten. Dies hat für die Firmen meistens keine Konsequenzen, da Mieter:innen zu wenig über ihre Rechte informiert sind oder Angst haben, diese einzufordern. Daher ist es ausschlaggebend, dass Mieter:innen über ihre Rechte und Möglichkeiten aufgeklärt werden. Expert:innen raten dazu, verfügbare Rechtsmittel wie Fristerstreckung und Mietzinsanfechtung zu nutzen, um gegen gesetzeswidrige Mieten vorzugehen.

Kommerzielle Zwischennutzungen in Zürich: Auswirkungen und rechtliche Handlungsmöglichkeiten für Mieter:innen

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«Jetzt müssen wir doppelt so viel Miete zahlen. Mit diesem Geld konnte ich so viel mit meinen Kindern unternehmen»

Die Wohnkrise verschlechtert die Bedingungen für die Sorgearbeit. Gerade wer in einem gekündigten oder befristeten Mietverhältnis lebt, hat durch die Wohnungssuche oft weniger Ressourcen für die Alltagsbewältigung zur Verfügung. Zudem bedeutet ein Umzug für viele Haushalte starke Mehrausgaben für höhere Mieten. Darunter leiden die mentale und körperliche Energie, finanzielle Ressourcen für die eigenen Kinder und die Zeit für Sorgearbeit. Diese Kosten und Benachteiligungen bleiben oft unsichtbar, da das Wohnen und die Sorgearbeit meist im privaten Raum stattfinden.

Die Wohnkrise ver(ge)schlechtert die Care-Krise

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Politischer Widerstand erfordert Ressourcen

In vielen stark betroffenen Verdichtungsquartieren, beispielsweise in Zürich Schwamendingen, nehmen viele gekündigte Mietende ihr Schicksal unwidersprochen hin. Denn um sich gegen Kündigungen politisch zu wehren, fehlen Zeit, Geld, sprachliche Fähigkeiten oder Wissen über das Schweizer Rechtssystem. Zudem nehmen Betroffenen ihre eigene Widerständigkeit teilweise nicht oder nur stark individualisiert wahr. Der gemeinsame Wunsch nach Wohnungssicherheit und bezahlbaren Wohnraum kann aber auch verbindend und mobilisierend wirken.

Widerstand nach Wohnungskündigungen: Der Einfluss von Ressourcen auf das Ausmass und die Art der Partizipation

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ZÜRI URBAN ist ein Lehrforschungsprojekt des Geographischen Instituts der Universität Zürich, das Konzepte des Forschenden Lernens mit Ansätzen kooperativer Forschung verbinden. Dafür erproben wir eine transdisziplinären Geographielehre, die traditionelle Rollen von Forschenden und Beforschten, sowie Lehrenden und Lernenden auf den Prüfstand stellt: In enger Kooperation mit ausseruniversitären Partner:innen in der Stadt sollen Studierende nicht über, sondern mit städtischen Akteur:innen lernen und Wissen produzieren.
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Die Studierenden des Mastermoduls GEO 422 Urban Geography: Research and Methods: Simona Brändli, Marina Girod, Niklas Gohm, Patrick Krüsi, Sophia Widmer, Anik Leonhardt, Michelle Welter, Moé Ritsch, Valentina Wieser, Gian Grichting, Sophie Kappeler, Tim Dufner, Zora Zuliani

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